Geschichten

Die vertauschte Ziege

Gesegnetes Mahl

Mein Opa als Nachtwächter in Lichtenow

 

 

 

Kartenausschnitt 1930

NavUp1Die vertauschte Ziege

(eine Legende aus Lichtenow)

Ungefähr 35 Kilometer östlich von Berlin liegt das Ziegelei-Dorf Herzfelde.

2,5 Kilometer weiter an der Frankfurter Chaussee, das kleine Dörflein Lichtenow mit der altbekannten Gastwirtschaft „Zum Goldenen Lamm". Weitere 2 Kilometer weiter am Rande des Müncheberger Forstes liegt Heidekrug.

Jeden Montag trafen sich die Schlächter und Viehhändler Otto Albrecht, Oppermann, Grunow, Rahn, Matthes, Manchow und Schleinitz im

„Goldenen Lamm", um Erfahrungen auszutauschen . Mein Onkel, Albert Rahn, war immer dabei.

Der Nachtwächter, Wilhelm Schulze aus Herzfelde hatte von Mutter Hädrich, die in Heidekrug wohnte, eine blaubunte Ziege gekauft.

Am Montag ging nun Schulze und wollte die Ziege holen. Es war sehr warm, Schulze schwitzte und dachte :" Im" Goldenen Lamm" trinkst du erst mal einen großen Koem"! Nebenbei erzählte er in der Kneipe, dass er eine schöne blaubunte Ziege gekauft hätte. Nach mehreren Bier und Koem ging er vergnügt weiter nach Heidekrug.

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NavUp1Der Händler Schleinitz wohnte gegenüber der Gaststätte in Ungars Haus (Mehrfamilienhaus neben der ehemaligen Gaststätte Wilde). Er hatte einen blaubunten Ziegenbock. Der Hausdiener, Otto Mischke, musste den Ziegenbock zum „Goldenen Lamm" bringen und ihn dort hinter der Hoftür verstecken.

Schulze bekam die Ziege von Mutter Hädrich mit den Worten." Die Ziege ist noch nicht gemolken, die Milch gehört euch!"! Schulze freute sich über das gute Geschäft und kommt wieder in Lichtenow an. Es ist immer noch sehr warm und Schulze bindet die Ziege draußen vorm

„Goldenen Lamm" an und genehmigt sich ein Paar Bier und ein paar Koem .

 

Inzwischen vertauscht Otto Mischke die Ziege mit dem Bock vom Schleinitz. Schulze macht sich auf den Weg nach Herzfelde und dort angekommen ruft er seiner Frau zu :" Mutter, du musst gleich melken „! Die Frau kommt mit dem Milchtopf, hockt sich hin und ruft: Du Döskopp, du hast ja einen Bock gekauft !!"

Schulze macht sich wutentbrannt auf den Weg zurück nach Heidekrug. Die Sonne brennt immer noch vom Himmel, so dass ihm der Schweiß von der Stirn tropft.

Also Zwischenstation in Lichtenow, Ziegenbock angebunden und schnell ein paar kühle Bier und ein Paar Koem gekippt.

Draußen wird der Bock wieder mit der Ziege vertauscht.

Schulze greift sich die Ziege und läuft immer noch wütend nach Heidekrug zu Mutter Hädrich. Schon an der Tür fängt er an zu schimpfen ." Eine Gemeinheit, mir einen Bock zu geben"!! Mutter Hädrich kommt nach draußen, greift sich ein Zitze der Ziege und gibt ihm einen Strahl Milch ins Gesicht.

Schulz wischt sich den Schweiß von der Stirn, die Milch aus den Augen, schüttelt den Kopf und geht mit seiner Ziege wieder Richtung Lichtenow. Als er in Höhe des „Goldenen Lammes" ist, geht er auf die rechte Straßenseite und guckt stur nach rechts. Von der Kneipe wird gerufen :" He, Willem komm rin, du kriegst auch einen großen Koem „.

Doch Willem will nicht „ Nee, ick komm nich rin, sonst komm ick wieder mit nem Bock zuhause,,.

Das ist eine wahre Geschichte, geschehen 1905. Ich war ein Junge von 9 Jahren. Albert Rahn war mein Onkel, bekannt als Händler, Landwirt, Seeräuber und Wilddieb.

Diese Geschichte wurde uns von Horst Werk übergeben.

 

Goldenes Lamm 1903

Goldenes Lamm 1903 Fritz Marutzky

NavUp1Gesegnetes Mahl

So um das Jahr 1925 ward in Lichtenow eine Bauersche, in Not. Da die Glocken schon geläutet, musst Sie sich sputen zum Gottesdienste in die Kirche zu eilen, damit Niemand schlecht über Sie spreche. Da ward Sie von der Magd an der Tür zurückgehalten. Sie solle noch den Speck für die Bohnen aus der Speisekammer geben.

Da nur die Bauersche den Schlüssel dafür hatte, ging Sie verärgert in die Kammer, holte den Speck und warf diesen in die Bohnen. Danach eilte Sie zur Kirche.

Dort angekommen wurde Sie von den anderen Weibern gefragt was Sie mit dem Speck in der Kirche wolle? Und wo Ihr Gesangsbuch sei?

Verbürgt ist diese Geschichte durch die Magd, welche Sie meinem Vater erzählte. Nicht verbürgt ist, wie das gesegnete Mahl geschmeckt hat.

Thomas Schulze Okt 2008

 

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NavUp1Mein Opa als Nachtwächter in Lichtenow

In den Jahren nach Kriegsende wurde in den Dörfern sehr viel geräubert und gestohlen. Das war natürlich ein Folge des ständigen Hungers und dem Mangel an Lebensmitteln, selbst bei den Bauern, die ja erst mal wieder Feld und Vieh bearbeiten und beschaffen mussten. In Lichtenow war es nicht anders. So wurde neben den Polizisten, die nachts die Felder kontrollierten auch ein Nachtwächter für den Ort gesucht.

Mein Opa war im Juni 1945 mit seiner Familie als Flüchtling nach Lichtenow gekommen. Er arbeitete bei den Bauern auf den Feldern und wahrscheinlich durch Gespräche zwischen den Leuten, wurde er vom Bürgermeister Gruber angesprochen, ob er nicht als Nachtwächter arbeiten wolle. Natürlich wollte er, denn jede Arbeit brachte ja Lohn und Brot für die Familie. So drehte er Nacht für Nacht mit Rolfi seine Runden im Dorf. Bei Graberts, jetzt wohnt dort Fam. XXXXXXX , stand und steht ja
inzwischen wieder, ein großer Kastanienbaum und darunter eine Bank. Diese Bank
war der Ruhepunkt bei jedem Dorfrundgang. Rolfi, sein Hund, passte dabei auf und wenn sich jemand näherte, stupste er meinen Opa an, damit dieser als aufmerksamer Nachtwächter niemanden unerkannt durch Dorf laufen ließ. Eines Nachts machte er wie gewöhnlich seine Runde. Da kam ganz aufgeregt Herr Stechert zu ihm gelaufen. „Herr Schulz, bei uns wird eingebrochen, auf unserem Boden ist es so laut, ich trau mich alleine nicht da hoch, kommen sie doch bitte mit". Natürlich ging mein Opa sofort mit zum Haus der Stecherts. Vorsichtig wurde die Bodentreppe erstiegen und was sie dort sahen verschlug ihnen die Sprache. Auf dem Boden waren die Kaninchenställe der Stecherts untergebracht. Ein Rammler hatte sich aus seinem Käfig befreit und konnte offensichtlich seinem Naturtrieb nicht wiederstehen und tat das, was man landläufig von ihm erwartete. Er rammelte wie verrückt.

Nach dem ersten Schock konnten alle Beteiligten über diese „Einbrecher" lachen und freuten sich auf das Ergebnis dieser „Rammelnacht."

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